Medienmitteilung
Lohngleichheitsinitiative: Startschuss zur Abstimmungskampagne

Der gestern veröffentlichte «PwC Women in Work Index 2025» zeigt, dass die Schweiz bei der Lohngleichheit keine Fortschritte erzielt hat – im Gegenteil. Am 18. Mai 2025 stimmt die Aargauer Stimmbevölkerung über die Lohngleichheitsinitiative ab. Gestern informierten Vertreter:innen der Unterstützungsallianz über die Kampagne, die mit dem internationalen Tag der Frau am 8. März startet. Die Initiative hat zum Ziel, die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern endlich konsequent einzufordern und die Gleichstellungsthemen im Kanton Aargau mit einer Fachstelle zu fördern.
«Der Lohnunterschied [in der Schweiz] bleibt bei 18%, während der OECD-Durchschnitt mit 13.1% deutlich tiefer liegt. Seit dem ersten «PwC Women in Work Index» 2011 ist die Lohnlücke hierzulande sogar noch leicht gestiegen von damals 17.6% – die meisten anderen Ländern haben die Lohnungleichheit reduziert.»[1] Dies ist die bittere Bilanz des diesjährigen «PwC Women in Work Index 2025», der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Lohngleichheit in der Schweiz heisst: Treten an Ort. Und das seit Jahrzehnten.
Seit 44 Jahren ist die Gleichstellung von Frau und Mann in der Bundesverfassung verbrieft. Lohnunterschiede bleiben aber weiterhin auf hohem Niveau bestehen: auf ihrem Lohnkonto erhalten Frauen monatlich durchschnittlich 1‘364 Franken weniger als Männer. ArbeitAargau ist überzeugt, dass das Stimmvolk in Sachen Lohngleichheit Handlungsbedarf erkennt und – im Gegensatz zu den Vertreter:innen im Grossen Rat – der Initiative «Lohngleichheit im Aargau – Jetzt!» am 18. Mai 2025 zustimmen wird. Die gfs-Umfrage vom letzten November zeigte, dass Lohnungleichheit als die grösste Ungerechtigkeit in unserem Land empfunden wird.[2] Zurecht wie das Initiativkomitee findet, denn Lohnungleichheit wirkt sich nicht nur unmittelbar auf dem Konto aus, sondern hat auch negative gesellschaftliche Folgen, die sich sozialpolitisch auf unseren Kanton auswirken. Mehr Altersarmut, mehr Fachkräftemangel, Fehlanreize für die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Betreuungsaufgaben oder das unfreiwillige Verharren in unzeitgemässen Familienrollenbildern sind nur einige der Konsequenzen von Lohnungleichheit. Diese Folgen betreffen die Gesellschaft als Ganzes, von Jung bis Alt, von Frau bis Mann. Das wollen ArbeitAargau und die weiteren im Initiativkomitee vertretenen Parteien und Organisationen am 18. Mai 2025 ändern.
Geringer Aufwand – grosse Wirkung
Das Gleichstellungsgesetz und die darin vorgesehenen Lohnanalysen werden nur halbherzig umgesetzt. Genau hier setzt die Initiative an. Lohnanalysen sind mit einem vom Bund zur Verfügung gestellten Tool mit geringem Aufwand rasch erledigt. Wird die Analyse erfüllt, muss sie nicht mehr wiederholt werden.
Lohngleichheit unterstützt die Wirtschaft
Die bestehende Lohnungleichheit ist aus Sicht von ArbeitAargau nicht auf Willkür oder Absicht von Seiten Arbeitgeber:innen zurückzuführen, sondern auf fehlende Transparenz und auf fehlendes Bewusstsein. Beides wird mit Lohnanalysen verbessert. Eine positiv erfüllte Lohnanalyse ist zudem ein gutes Argument für das Unternehmen im Rekrutierungsprozess und im Wettbewerb um die besten Arbeitnehmenden – in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Kriterium. Es fördert das Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kund:innen sowie bei Investor:innen.
Wiedereinführung der Fachstelle für Gleichstellung
Der Aargau hat seine Fachstelle für Gleichstellung im Jahr 2018 aus Spargründen abgeschafft. Insgesamt verfügen 17 Kantone, auch alle Nachbarkantone, über eine solche Fachstelle. Es ist deshalb höchste Zeit, dass der Aargau, als viertgrösster Kanton und wirtschaftsstarker Standort, eine solche Fachstelle wieder anbietet. Eine Fachstelle für Gleichstellung ist eine wichtige Verstärkung der gleichstellungspolitischen Stimme: Sie bringt Gleichstellungsthemen in die öffentliche Diskussion und in die Medien. Ausserdem kann eine Fachstelle gezielte Massnahmen ergreifen, um Chancengleichheit in Bildung, Beruf, Familie und Gesellschaft zu fördern, sie dient als zentrale Anlaufstelle für Einzelpersonen und Organisationen für alle Fragen der Gleichstellung, stellt Diskussionsgrundlagen zur Verfügung und leistet wichtige Vernetzungsarbeit.
[1] https://www.pwc.ch/de/presse/WIWI-2025.html
[2] gfs Bern, Gerechtigkeitsbarometer 2024
Statements von ArbeitAargau sowie von den Vertreter:innen der Unterstützungsallianz:
Irène Kälin, Präsidentin ArbeitAargau:
«Seit 44 Jahren ist die Gleichstellung von Frau und Mann in der Bundesverfassung verbrieft. Lohunterschiede bleiben aber weiterhin auf hohem Niveau bestehen: auf ihrem Lohnkonto erhalten Frauen monatlich durchschnittlich 1‘364 Franken weniger als Männer. Laut der neusten PwC-Studie treten wir damit nicht nur auf der Stelle, sondern es würde weitere 46 Jahre dauern, bis sich der Lohngraben zwischen den Geschlechtern schliesst. Das ist unhaltbar. Es braucht unsere Initiative mehr denn je.»
Amanda Sager-Lenherr, Präsidentin frauenaargau:
«Die Vorteile der Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern sind vor allem auch für Familien zentral. Wenn beide Elternteile faire Löhne erhalten, sind sie freier in der Aufteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeit. Durch Lohngleichheit werden auch Väter in ihrer Rolle als Alleinverdiener im Ernährermodell entlastet und sie können mehr am Familienleben teilnehmen. Zusammen mit einer Fachstelle für Gleichstellung wird ein wichtiger Schritt Richtung Fairness gemacht. Deshalb setzt sich frauenaargau für die Lohngleichheitsinitiative ein.»
Gertrud Häseli, Präsidentin Frauenzentrale Aargau:
«Das Gleichstellungsgesetz muss auch im Kanton Aargau umgesetzt werden. Eine Fachstelle für Gleichstellung wäre eine wichtige Verstärkung der gleichstellungspolitischen Stimme: Sie bringt Gleichstellungsthemen in die öffentliche Diskussion und in die Medien. Wichtig ist: Eine Fachstelle kann gezielte Massnahmen ergreifen, um Chancengleichheit in Bildung, Beruf, Familie und Gesellschaft zu fördern, sie dient als zentrale Anlaufstelle für Einzelpersonen und Organisationen für alle Fragen der Gleichstellung, stellt Diskussionsgrundlagen zur Verfügung und leistet wichtige Vernetzungsarbeit.»
Nora Langmoen, Co-Präsidentin SP Aargau:
«Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist nicht nur ungerecht, sondern hat weitreichende sozialpolitische Folgen für unsere Gesellschaft. Noch 2020 betrug der Gender Pension Gap fast 35%. Das heisst, dass die jährliche Gesamtrente aus allen Säulen der Altersvorsorge der Frauen im Durchschnitt fast 19’000 Franken tiefer als jene der Männer war. Die Lohnungleichheit zementiert auch die traditionellen Familienrollen. Wenn Frauen systematisch weniger verdienen, kann es bei grossen Lohnunterschieden für Familien finanziell sinnvoller erscheinen, dass Frauen zu Hause bleiben oder ihre Arbeitszeit reduzieren, um dann mehr unbezahlte Haus- und Familienarbeit zu übernehmen. Lohngleichheit ist nicht nur ein Gebot der Fairness, sondern eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Sie ermöglicht es Frauen, eigenständig für ihr Alter vorzusorgen, durchbricht veraltete Rollenbilder und schafft Anreize für eine höhere Erwerbsbeteiligung. Die Lohngleichheitsinitiative ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.»
Ruth Müri, Grüne Aargau:
«Wenn Frauen die gleichen Chancen und Löhne haben wie Männer, profitieren alle. Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft entwickeln sich nachhaltiger, schneller und gerechter. Gleichberechtigung und Lohngleichheit sind kein Luxus, sondern eine grundlegende Voraussetzung für eine bessere Zukunft.»
Sabine Sutter-Suter, Präsidentin Gleichstellung Aargau:
«Lohngleichheit ist ein Puzzleteil für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eltern sollen frei wählen können, welches Lebensmodell sie leben wollen. Um die Wahlfreiheit in der Lebensgestaltung zu haben, braucht es eine qualitative und finanzielle Gleichstellung. Eine freie Wahl des Lebensmodells setzt gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit voraus. Der Verein Gleichstellung betont, dass die Initiative Frauen und Männern zugutekommt und den Wirtschaftsstandort Aargau stärkt. Lohngleichheit ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einer modernen Arbeitswelt.»